Positionspapier FRSH

Bünd­nis von schles­wig-hol­stei­ni­schen Ge­flüch­te­ten-, Mi­gra­ti­ons-, In­te­gra­ti­ons- und An­ti­dis­kri­mi­nie­rungs­fach­diens­ten:
Af­gha­ni­scher Stamm­tisch Schles­wig-Hol­stein • Afro­deut­scher Ver­ein Schles­wig-Hol­stein e.V. • Am­nesty In­ter­na­tio­nal Kiel • ADVSH – An­ti­dis­kri­mi­nie­rungs­ver­band Schles­wig-Hol­stein e.V. • Ar­bei­ter­wohl­fahrt Lan­des­ver­band Schles­wig-Hol­stein • Deut­sche Sinti und Roma Lan­des­ver­band Schles­wig-Hol­stein e.V. • Dia­ko­ni­sches Werk Schles­wig-Hol­stein • Flücht­lings­rat Schles­wig-Hol­stein e.V. • Fremde brau­chen Freunde Hu­sum • Ge­gen­wind Re­dak­tion Kiel • HAKI e.V. – Treff­punkt für LSBTIQ*Personen in Schles­wig-Hol­stein • kul­tur­gren­zen­los e.V. • LAG Mäd­chen und junge Frauen in der Ju­gend­hilfe Schles­wig-Hol­stein • li­fe­line – Vor­mund­schafts­ver­ein für un­be­glei­tete min­der­jäh­rige Ge­flüch­tete e.V. • Lü­be­cker Flücht­lings­fo­rum e.V. • Me­di­büro Kiel e.V. • Oeku­me­ne­werk der Ev. Luth. Lan­des­kir­che in Nord­deutsch­land • Omas ge­gen Rechts Kiel • PARI-TÄTISCHER Schles­wig-Hol­stein • Re­fu­gee Law Cli­nic Kiel • Re­fu­gio Stif­tung Schles­wig-Hol­stein • Run­der Tisch ge­gen Ras­sis­mus und Fa­schis­mus Kiel • Sea-Eye Gruppe Kiel • SEEBRÜCKE Kiel • Sis­ters – Frauen für Afrika e.V. • Sy­ri­sche Ge­meinde in Schles­wig-Hol­stein e.V. • ZBBS – Zen­trale Bil­dungs- und Be­ra­tungs­stelle für Migrant*innen in Schles­wig-Hol­stein e.V. • ZEBRA – Zen­trum für Be­trof­fene rech­ter An­griffe e.V. • ZEIK – Zen­trum für Em­power­ment und in­ter­kul­tu­relle Kreativität

Einwanderungspolitisches Podium zur Bundestagswahl 2025

Podiumsdiskussion
6. Februar 2025, 18 Uhr
Baukulturforum, Waisenhofstraße 3, 24103 Kiel
Hier geht's zum Anmeldeportal von eveeno
Anlässlich der anstehenden Bundestagswahl am 23. Februar 2024 adressiert ein Bündnis von schleswig-holsteinischen Geflüchteten-, Migrations-, Integrations- und Antidiskriminierungsfachdiensten und anderen zivilgesellschaftlichen Akteur*innen dringende Handlungsbedarfe und Forderungen an die wahlkämpfenden Parteien und die Öffentlichkeit. 
Der schleswig-holsteinische Runde Tisch zur Bundestagswahl 2025 lädt ein zur einwanderungspolitischen Podiumsdiskussion mit Kandidat*innen und Vertreter*innen der Parteien, die für den nächsten Bundestag zur Wahl stehen.

Po­di­ums­teil­neh­mende:

  • MdB Luise Amts­berg, Bünd­nis 90/Die Grünen
  • Mag­da­lena Dre­wes, CDU
  • Marc-An­dré Born­kes­sel, Die Linke
  • Nora Grund­mann, FDP
  • Chris­tina Schu­bert, SPD
  • Anne-So­phie Flügge-Muns­ter­mann, SSW
  • Chris­toph Thur­ner, VOLT

In­for­ma­tio­nen: T. 0431-735 000 • public[at]frsh.de

Down­load des Po­si­ti­ons­pa­piers
Wei­tere In­fos zum Zu­sam­men­schluss auf www.frsh.de
Neue Pres­se­mit­tei­lung vom 04.02.2025 auf www.frsh.de


Die Geschäftsführerin der HAKI, Birgit Pfennig, hat sich mit einem Beitrag am Positionspapier beteiligt – anlehnend an die Forderungen des LSVD+ Bundesverbandes:

"Asyl­ver­fah­ren (An­er­ken­nung)
In zahl­rei­chen Län­dern die­ser Welt droht LSBTIQ*Personen Ge­fahr für Frei­heit, Leib und Le­ben. Ei­nige flie­hen vor die­ser Ver­fol­gung und Un­ter­drü­ckung nach Deutschland. 

Noch im­mer gibt es be­trächt­li­che Hür­den für ver­folgte LSBTIQ*-Personen in Deutsch­land an­er­kannt zu wer­den. Da­mit für LSBTIQ* faire und qua­li­fi­zierte Asyl­ver­fah­ren tat­säch­lich ge­währ­leis­tet sind, muss ihre Si­tua­tion kul­tur­sen­si­bel kom­pe­tent be­rück­sich­tigt wer­den. Das ist beim Bun­des­amt für Mi­gra­tion und Flücht­linge (BAMF) häu­fig nicht der Fall. Oft wird die Ver­fol­gungs­si­tua­tion im Her­kunfts­land vom BAMF ver­harm­lost oder An­trag­stel­lende wer­den vor­schnell als un­glaub­wür­dig eingestuft.

Da­bei ist es vie­len Asyl­su­chen­den zu­nächst (noch) nicht mög­lich, of­fen über ihre se­xu­elle Ori­en­tie­rung und ent­spre­chende Ver­fol­gung zu be­rich­ten, wenn z.B. Ho­mo­se­xua­li­tät in ih­rer Her­kunfts­ge­sell­schaft ta­bui­siert ist und es ihre bis­he­rige Über­le­bens­stra­te­gie war, ihre se­xu­elle Ori­en­tie­rung ge­gen­über Drit­ten ge­heim zu hal­ten. Das Ver­schwei­gen wird ih­nen dann ne­ga­tiv – als Un­glaub­wür­dig­keit – aus­ge­legt. Hier­ge­gen be­darf es kla­rer Richt­li­nien von Sei­ten des BAMF, und es muss mehr als bis­her in Aus- und Fort­bil­dung und bes­sere Ein­ar­bei­tung des Per­so­nals in­ves­tiert werden.

LSBTIQ* müs­sen bei der Be­fra­gung über in­time und höchst­per­sön­li­che Sach­ver­halte Aus­kunft ge­ben. Sie sind be­son­ders schutz­be­dürf­tige Flücht­linge im Sinne der EU-Auf­nah­me­richt­li­nie. Für sie muss für die Dauer ih­res Asyl­ver­fah­rens ein Rechts­an­spruch auf Sprach­mitt­lung durch un­ab­hän­gige Dol­met­sche­rin­nen und Dol­met­scher ver­an­kert werden.

Si­chere Her­kunfts­län­der
Län­der dür­fen nicht als „si­chere Her­kunfts­staa­ten“ ein­ge­stuft wer­den, in de­nen LSBTIQ* ver­folgt wer­den! Ge­flüch­te­ten aus die­sen Län­dern dro­hen durch eine sol­che Ein­stu­fung be­schleu­nigte Ver­fah­ren, feh­lende Be­ra­tung, eine Ver­kür­zung des Rechts­schut­zes und eine Re­si­denz­pflicht in ge­son­der­ten Auf­nah­me­ein­rich­tun­gen. Kraft Ge­set­zes wird dann un­ter­stellt, es gebe dort keine Verfolgung. 

Si­cher­heit und faire Asyl­ver­fah­ren sind da­mit ge­rade für LSBTIQ*-Geflüchtete nicht gewährleistet. 

Staa­ten als „si­cher“ zu de­kla­rie­ren, in de­nen bei­spiels­weise ho­mo­se­xu­elle Hand­lun­gen straf­recht­lich ver­bo­ten sind, ist ver­fas­sungs- und eu­ro­pa­rechts­wid­rig. Deutsch­land kon­ter­ka­riert da­mit zu­dem den welt­wei­ten Kampf für Ent­kri­mi­na­li­sie­rung von Ho­mo­se­xua­li­tät in un­ver­ant­wort­li­cher Weise. Hier braucht es ei­nen grund­le­gen­den Politikwechsel.

Auf­nah­me­ein­rich­tun­gen
Es gibt zahl­rei­che Be­richte dar­über, dass LSBTIQ* in Auf­nah­me­ein­rich­tun­gen von an­de­ren Flücht­lin­gen oder aus dem Per­so­nal her­aus ein­ge­schüch­tert, drang­sa­liert und be­droht wer­den. Ge­walt­schutz­kon­zepte, die den ne­ga­ti­ven Fol­gen des be­eng­ten Le­bens ohne Pri­vat­sphäre ent­ge­gen­wir­ken, müs­sen Grup­pen mit er­höh­tem Dis­kri­mi­nie­rungs­ri­siko wie LSBTIQ* bes­ser berücksichtigen. 

Grund­sätz­lich -nicht nur bei ei­ner Ge­fähr­dungs­lage oder Ge­walt­vor­fäl­len-, müs­sen Schutz­räume zur Ver­fü­gung ste­hen und eine Ver­le­gung in Ein­zel­zim­mer oder Un­ter­künfte spe­zi­ell für LSBTIQ*-Geflüchtete er­mög­licht wer­den. Auch um Ge­fähr­dun­gen vor­zu­beu­gen, vor al­lem aber um so­ziale Kon­takte zu stär­ken und In­te­gra­tion zu för­dern, müs­sen die Re­si­denz­pflich­ten ebenso wie von Wohn­sitz­auf­la­gen auf­ge­ho­ben wer­den. Für an­er­kannte Flücht­linge muss Frei­zü­gig­keit gel­ten. Es braucht ver­läss­li­che öf­fent­li­che För­de­rung von Be­ra­tungs- und Be­geg­nungs­an­ge­bo­ten für LSBTIQ*-Flüchtlinge, die ih­nen hel­fen, in un­se­rer Ge­sell­schaft an­zu­kom­men und sich frei zu entfalten.

Ge­sund­heits­ver­sor­gung
Ge­flüch­tete Trans*-Personen müs­sen Zu­gang zu Leis­tun­gen von ge­setz­li­chen Kran­ken­kas­sen zu be­darfs­ge­rech­ten ge­schlechts­an­glei­chen­den Maß­nah­men so­wie psy­cho­so­ziale Ver­sor­gung – über die § 4 und § 6 des Asyl­be­wer­ber­leis­tungs­ge­set­zes hin­aus – erhalten."